Projekt „Rotkäppchen“ zeigt: Wir brauchen die Vor-Ort-für-Dich-Kraft
Heute habe ich das Projekt „Rotkäppchen“ begleitet. Seit letztem Mai werden auf Initiative von Studierenden der FH Kiel Lebensmittel der Tafel zu Berechtigten gefahren, denen der Weg nach Husum nicht oder nur schwer möglich wäre.
Das Angebot richtet sich an alle Mildstedter*innen mit Berechtigungsschein und eingeschränkter Mobilität (z.B. Gehbeeinträchtigung, Familien mit erkrankten/pflegebedürftigen Kindern oder Erwachsenen ohne Betreuungsmöglichkeit).
Wie bei der Abholung von Lebensmitteln direkt bei der Tafel, die ihre Ausgabe in Husum momentan in der Friedenskirche (Schobüller Straße 10) mittwochs ab 15:00 Uhr und freitags ab 10:00 Uhr hat, muss ein Beitrag von 1€ pro Lebensmitteltüte geleistet werden.
Und wie bei der Ausgabe vor Ort sind auch beim Projekt „Rotkäppchen“ Menschen berechtigt, die z.B. Wohngeld oder Grundsicherung (auch aufstockend) aufgrund ihres niedrigen Einkommens oder ihrer niedrigen Rente erhalten.
Ich bin froh, dass es die Tafeln auch in Nordfriesland gibt. Sie leisten mit großem und meist ehrenamtlichem Engagement einen (leider) unverzichtbaren Beitrag. Die Politik ist gefordert, dass Familien und Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, immer ein angemessenes Auskommen haben. Ich setze sehr auf die Einführung einer Kindergrundsicherung und die Erhöhung des Mindestlohns auf 12€ pro Stunde. Aber auch die von Hubertus Heil gegen die CDU/CSU erstrittene Grundrente ist ein Beitrag.
Oft fehlt es in Deutschland jedoch an niedrigschwelliger und aufsuchender Hilfe wie das Projekt „Rotkäppchen“ sie leistet. Daher bin ich froh, dass das eigentlich nur bis Ende 2021 geplante Projekt durch den Einsatz von Ehrenamtlichen nun verstetigt wird. Und auch Planungen des Diakonischen Werks, mobile Tafeln in Nordfriesland einzuführen, finde ich unterstützenswert.
Beim Projekt „Rotkäppchen“ scheint mir der Kontakt beim Überbringen der Tüten für die Menschen fast noch mehr Wert zu sein als die Entlastung durch die gebrachten Lebensmittel. Ein kurzer Schnack kann schon ein kleiner Beitrag gegen Einsamkeit sein oder ein kleines Problem lösen, bevor es ein großes wird.
Aber oft werden gerade die Menschen, die am meisten Hilfe benötigen nicht oder zu spät erreicht, weil die Hürden zu groß und Angebote nur schwer erreichbar sind.
Als SPD Schleswig-Holstein werden wir uns für die die Vor-Ort-Für-Dich-Kraft einsetzen. Das Ziel ist eine solche Kraft pro Gemeinde oder Quartier.
Damit sollen Angebotslücken zwischen gesundheitlicher, pflegerischer und sozialer Unterstützung geschlossen werden. Das Konzept ähnelt dem der Gemeindeschwester, die es früher einmal gab. Darauf sollten wir uns zurückbesinnen. Denn präventive Hausbesuche der Vor-Ort-für-Dich-Kraft können auch dafür sorgen, dass beispielsweise Senior*innen möglichst lange sozial integriert in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.
Wenn das gelingt, sorgt das für mehr Selbstbestimmung und spart am Ende möglicherweise sogar Geld. Denn kostenintensive Hilfen wie ein Umzug in ein Pflegeheim können so vermieden oder zumindest verzögert werden. Die Vor-Ort-für-Dich-Kraft wird nämlich medizinische, pflegerische und soziale Leistungen bündeln und präventiv systemübergreifend anbieten können.
Wir müssen nur den Mut zu diesem Schritt aufbringen.
Als Vor-Ort-für-Dich-Kraft sollen z.B. ambulante Pflegefachkräfte oder Fachkräfte aus der Krankenpflege, denen ein Weiterbildungsangebot im pädagogischen Bereich gemacht wird und Sozialabeiter*innen, die sich medizinisch weiterbilden, eingesetzt werden.
Ich finde, dass dies der richtige Ansatz ist, um auf die Probleme in unserem sozialen Sicherungssystem (demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Veränderung in den Familiensystemen) zu reagieren.
Daher werde ich mich für die Schaffung von Vor-Ort-für-Dich-Kräften einsetzen!